Sanierung und Erweiterung Sport- und Erholungszentrum Tägerhard in Wettingen, Schweiz

ARCHITEKTUR UND STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG

Unser Projekt für das Sport- und Erholungszentrum Tägerhard stellt die städtebauliche Einbindung des Gebäudekomplexes in den Mittelpunkt.

Das Sport- und Erholungszentrum bildet den südöstlichen Abschluss des Stadtgefüges. Wir haben deshalb eine durchlässige Struktur und einen integrativen Ansatz für den Übergang von Stadt zu Land gesucht: eine Art Zwischenstadt, in der Stadt und Land- schaft aufeinander treffen, einander durch Blickbeziehungen verstärken und in Szene setzen. So entsteht ein Stadtraum, der sich subtil in den Landschaftsraum Limmattal einfügt.

Unser Entwurf basiert auf einem offenen System, welches einen bedarfsgesteuerten Prozess ermöglicht und somit in seiner Umsetzung sehr robust ist. Es soll nicht ein zusammenhängender Baukörper entstehen, sondern ein Ensemble, das nach Bedarf wachsen und ergänzt werden kann. Die einzelnen Programmbausteine werden nach und nach flexibel an den Bestand angefügt, oder - wie die Eishalle - als neuer Baustein dem Ensemble hinzu gefügt.

 

TÄGIPLATZ

Eine zentrale Rolle spielt dabei der Tägiplatz. Er wird zum Bindeglied zwischen Stadt, Landschaft, Sport- und Erholungszentrum.

Gleichermassen wird der Tägiplatz in seiner zentralen Lage zwischen den ver- schiedenen Sport- und Erholungsstätten zum neuen Herzstück der Anlage. Hier entsteht ein wichtiger Begegnungsraum, der einerseits die Besucher der Spiel- und Sporthalle, der Schwimmhalle, der Eishalle, des Hotel- und Kongresszentrums und des zukünftigen Stadions zusammenbringt und anderseits die Anbindung an die Stadt sichert.

Für unser Projekt war deshalb wichtig, die Erschliessungsachse für den Langsam-verkehr zentral an den Tägiplatz anzuschliessen und somit die Ost-West Achse durch eine Nord-Süd Achse zu ergänzen. Diese Achse verbindet die Spiel- und Sporthalle über den Tägiplatz mit der Schwimmhalle, der Eishalle und dem Hotel- und Kongresszentrum bis hin zur geplanten Bahnstation. Auch schafft sie eine visuelle Verknüpfung des Tägiplatzes nach Süden hin in Richtung Limmat.

 

SPORTHALLEN UND HOTEL- UND KONGRESSZENTRUM

Der Zugang zu Schwimmhalle, Eishalle und Hotel- und Kongresszentrum erfolgt über diese Erschliessungsachse. Eine Rampe führt vom Tägiplatz ein halbes Geschoss hinunter zum zentralen Haupteingang.

In der Überarbeitung des Entwurfes haben wir Wert darauf gelegt, dass Hallenbad, Gartenbad, Wellness, Hotel- und Kongresszentrum, Restaurant, Büros und der Sportlereingang der Eishalle über einen gemeinsamen Eingang erschlossen werden. Auf diese Weise kann die gemeinsame Rezeption mit einem Minimum an Personal besetzt und somit dauerhaft Betriebskosten eingespart werden.

Durch ein grosszügiges, offenes Treppenhaus erfolgt die Erschliessung der oberen Geschosse direkt über die Lobby. Restaurant- und Kongressbereich liegen im 1. Geschoss und das Hotel im 2. Geschoss. Bei hohem Personenaufkommen kann die Erschliessung der einzelnen Bereiche entkoppelt werden.

Die Eishockeyzuschauer werden sowohl von Norden wie von Süden über eine Rampe direkt auf die Zuschauerebene geleitet. Diese Trennung ermöglicht eine effiziente Wegeführung, die Betriebs- und Besucherströme nicht durchmischt.

Insgesamt haben wir es geschafft ein optimiertes und kompaktes Gebäudeensemble zu entwerfen, das eine klare Logistik mit kurzen und getrennten Wegen ermöglicht.

Die Eishalle steht in unserem Entwurf als eigenständiger Baukörper, der jedoch effizient in den Ablauf des gesamten Gebäudekomplexes eingebunden ist. Diese Einbindung wird auch mit architektonischen Mitteln vollzogen: So wird beispielsweise die Materialität der Fassade des Bestandes aufgegriffen und mit Blick auf das übergeordnete Energiekonzept neuinterpretiert. Der Beton wird in den Faserbetonpanelen wieder aufgegriffen. Die gelochten Paneele kommen dabei sowohl als geschlossene Verkleidung als auch als Sonnenschutz zum Einsatz. Darüber hinaus wird das gleiche Paneel dann auch beim Umbau des Schwimm- und Kongressgebäudes wiederverwendet.

Beim Umbau des Bestandes wird insgesamt auf Synergien geachtet. So wird beispiels- weise die ohnehin anfallende Erdbebenertüchtigung des Bestandes so dimensioniert, dass das Hotel sich auf den bestehenden Baukörper stützen kann.

Im Dialog mit dem Bauherren wurde in der zweiten Wettbewerbsphase das Projekt noch einmal gezielt gemäss den Wünschen, Erwartungen und Visionen der zukünftigen Nutzer und Betreiber optimiert.

So haben wir das Raumprogramm angepasst, die Abläufe vereinfacht und gleichzeitig die Flächen deutlich reduziert. Die verschiedenen Nutzungen sind mit Hinblick auf Nutzerströme und Betriebsabläufe untersucht und optimiert worden. Beispielsweise ist der Wellnessbereich jetzt wesentlich besser in den Gebäudeablauf integriert. Gleichzeitig ist hierbei eine architektonische Verbesserung erzielt worden: der Wellness-Baukörper fügt sich nun fliessend in die Landschaft ein und gewährt dem Besucher dadurch den notwendigen Rückzug vom sonstigen Badebetrieb.

Im Bereich der Bauphysik und Gebäudetechnik ist das Projekt gleichermassen weiterentwickelt und energetisch optimiert worden.

All diese änderungen haben über ihre funktional-logistische Motivation hinaus das Ziel verfolgt, das architektonische und städtebauliche Gesamtkonzept zu stärken und gleichzeitig die Baukosten zu reduzieren.

 

GRUNDIDEEN LANDSCHAFTSPLANUNG

IDEE AUSSENRAUM

Der Freiraum fließt durch die beiden Hauptgebäude – Kongresszentrum mit Schwimmbad und Eishalle – hindurch. Er verbindet die unterschiedlichen Funktionen rund um den „Tägi-platz“ und macht diesen zu einem neuen Veranstaltungszentrum für Wettingen. Großer Wert wird auf die barrierefreie Erreichbarkeit aller Bereiche gelegt.

Die Verbindungsachse Richtung Süden endet bis zum Bau der Bahnhaltestelle im Bereich der „Eis-Terrasse“. Von hier bietet sich ein Ausblick über die Landschaft.

 

OBERFLÄCHEN

Oberflächenbeläge aus großformatigen, polygonalen Platten und Streifen aus hellem Asphalt kennzeichnen den „Tägi-Platz“ als Begegnungszone. Autos fahren hier mit verminderter Geschwindigkeit. Durch einen Niveauunterschied von drei Zentimetern wird die Grenze zwischen Fahrbereich und Fußgängerbereich markiert. Der streifige Belag leitet die Besucher des Tägerhard wie selbstverständlich zu den verschiedenen Eingängen.

 

VERSICKERUNG

In den Bereichen, die den Fußgängern vorbehalten sind, wird der Plattenbelag mit durchlässigen Splittfugen ausgeführt, so dass eine oberflächige Versickerung des Regenwassers in den meisten Bereichen gewährleistet werden kann. Das Oberflächenwasser im Gartenbad wird ebenso in die Grünflächen geleitet und dort versickert. Durch die oberste Schicht des belebten Oberbodens erfolgt eine für diesen Bereich ausreichende Reinigung des Wassers.

 

ERTÜCHTIGUNG GARTENBAD

Die Ertüchtigung erfolgt zurückhaltend mit Rücksicht auf die bestehende Gestaltung. Der bestehende Wasserspielplatz wird erhalten und in die Gestaltung des Gartenbades einbezogen. Der Kinderspielbereich wird in den großzügigen Aufgangsbereich der Restaurantterrasse integriert. Hier entsteht ein großzügiger Zugang zur Spielwiese. Das Kleinkinderschwimmbecken befindet sich im zentralen Bereich vor dem Hallenbad, wo es von jedem Punkt aus gut einsehbar ist.

 

PFLANZWERVENDUNG

Die Schwerpunkte bei der Pflanzenverwendung liegen auf dem Bezug zum Bestand und dem Ziel die Pflegekosten zu minimieren. Der Umfangreiche Baumbestand wird, wo möglich, erhalten und die die neue Gestaltung einbezogen. Als Leitbaum für die Pflanzungen werden Kiefern verwendet. Sie tragen bereits im Bestand zum Charakter des Tägerhard bei.

Der Wellness-Bereich zeichnet sich durch intensivere Staudenpflanzung aus, deren Hintergrund durch eine Sichtschutzhecke zum Gartenbad gebildet wird.

 

ERDMASSEN

Alle Erdmassen die beim Ausheben der Baugrube für die Multifunktionshalle entstehen, werden für Geländemodellierungen verwendet. Wälle grenzen die Außeneisfläche ein und ermöglichen dadurch eine Absperrung des Geländes ohne den großflächigen Einsatz von Zäunen.

Weiterhin werden diese Massen für die Modellierung der Hauptachse vom Kongresszentrum zur neuen Bahnstation verwendet.

Lageplan
Perspektive © JDS / Julien De Smedt Architects
Perspektive © JDS / Julien De Smedt Architects
Model