Wohnen am Volkspark, Helmbrechts - 1. Preis

STÄDTEBAU

Die städtebauliche Situation des Planungsgebiets ist geprägt durch die heterogene Struktur des Umfeldes. Wohngebäude stehen in direktem Bezug zu Gewerbebetrieben, Einfamilienhäuser in unmittelbarer Nähe zu Geschosswohnungsbauten. Sowohl städtische Strukturen, als auch ländliche Bezüge sind erkennbar. Der Volkspark im Südwesten des Gebiets mit dem brachliegenden Gelände der ehemaligen Gärtnerei hat das Potenzial zu einem innerstädtischen Grünraum mit enormem Erholungswert und Aufenthaltsqualität.

Das neue Wohngebiet fügt sich wie selbstverständlich in die vorhandenen Gegebenheiten des Wettbewerbsgebiets ein. Es soll als eine Siedlung sowohl in der Stadt, als auch im Grünen wahrgenommen werden. Die Bebauung erfolgt in Hausgruppen unterschiedlicher Art und Größe. Ihnen zugrunde liegen drei verschiedene Haustypen: das „Kettenhaus“, die „Hofgruppe“ und das „Hanghaus“. Während die Kettenhäuser entlang der bestehenden Straßen den städtischen Typ markieren, liegen die Hanghäuser straßenabgewandt im nördlichen Teil des Gebiets mit Blick auf die Altstadt. Den Kern der Siedlung bilden die insgesamt 8 Hofgruppen mit je drei bis vier Wohneinheiten.

Mit der Abhandlung der unterschiedlichen Haustypen und -gruppen erreicht man eine komplexe, vielschichtige Wohnstruktur. Verschiedenste gemeinschaftliche und generationsübergreifende Wohnformen sind denkbar. Insgesamt entstehen 60 Wohneinheiten. Durch einfache, aber qualitativ hochwertige Baukonstruktionen und -materialien wird ein kostengünstiges Bauen ermöglicht.

 

ERSCHLIESSUNG/PARKEN

Die Fahrerschließung erfolgt über die bestehenden Straßen und über die neue Wohnstraße zwischen Josef-Witt- und Moltkestraße. Innerhalb der Siedlung sind die Häuser durch einspurige, gepflasterte und begrünte Stichwege erschlossen. Die Fuß- und Radwege durch das Wohngebiet und aus ihm hinaus ermöglichen die gewünschte Durchlässigkeit und Verknüpfung mit den bestehenden Stadtteilen. Durch dieses durchdachte Wegenetz und die Anordnung von Freiflächen und Räumen entsteht eine spannungsreiche Komposition von Wege- und Blickbeziehungen. Jede Wohneinheit hat mindestens einen Stellplatz auf dem eigenen Grundstück, des weiteren gibt es 20 Besucher-Stellplätze, die über die Siedlung verteilt liegen.

 

BAUABSCHNITTE

Die Ausführung kann in 3-5 Bauabschnitten erfolgen. Zunächst sollen als wichtige städtebauliche Elemente die Wegeverbindung zwischen Bergstraße und Volkspark, sowie die, den Hang begleitende, Wohnstraße zur Erschließung realisiert werden. Als erster Bauabschnitt werden dann die drei Hofgruppen zwischen Straße und Grünzug, die Kettenhäuser gegenüber dem ehemaligen Firmengebäude als nördlicher Abschluß und die Kettenhäuser gegenüber dem Volkspark als südlicher Abschluß, erstellt.

Als nächster, eventuell untergeordneter, Bauabschnitt kann das Gebiet südlich der Feuerwehr mit zwei Hofgruppen nachverdichtet werden. Der dritte Bauabschnitt erfolgt zwischen Wohnstraße und Lindenstraße. Auch hier ist eine Etappierung in zwei Unterabschnitten möglich. Nördlich der Josef-Witt-Straße wird den ehemaligen Industriegebäuden zunächst eine Zwischennutzung in Form von Ateliers, Werkstätten und Nachbarschaftsbüros zugesprochen. Dieses Angebot richtet sich an alle Bürger Helmbrechts und dient der Verzahnung des neuen Quartiers mit seiner Umgebung. Im nördlichen Bereich werden in einem vierten Bauabschnitt die Hanghäuser mit Blick über die Altstadt realisiert. Bei Bedarf kann dann in einem letzten Abschnitt die Zwischennutzung durch den Neubau einer weiteren Kettenhaus-Reihe entlang der Straße ersetzt werden. Der Volkspark soll in zwei Abschnitten realisiert werden.

 

MATERIALITÄT

Die Gebäude werden in Massivbauweise errichtet. Als Material wird ein hochgedämmtes, einschaliges und verputztes Mauerwerk vorgeschlagen. Sockel und Attikaabdeckungen aus Beton-Fertigteilen, sowie großformatige Fenster mit schwarzem Rahmen und Dreifach-Verglasung gliedern die Fassaden. Die Verwendung ortstypischer Materialien im Zusammenspiel mit einer zeitgenössischen Architektursprache verleihen dem Wohngebiet einen unverwechselbaren Charakter.

 

ENERGIE

Die kompakten Baukörper mit einem sehr guten A/V-Verhältnis sind energetisch günstig. Durch energieoptimiertes Bauen mit hochwertig gedämmten Materialien und Wärmeschutz-Verglasung wird ein geringer jährlicher Primärenergiebedarf erreicht. Das im Nordosten des Gebiets untergebrachte Blockheizkraftwerk versorgt die Siedlung mit Energie und Wärme und wird individuell durch Solarkollektoren und Photovoltaikanlagen unterstützt.

 

VOLKSPARK

Der neue Volkspark mit seinen großzügigen Freiflächen und öffentlichen Einrichtungen lädt zum Begegnen und Verweilen ein. Die Fußwege durch den Park nehmen wichtige Wegebeziehungen auf. Baumgruppen und Bepflanzungen bestimmen die Räume im Park. Neben einem Mehrgenerationen-Spielplatz, den beiden großen Wiesen als Freiflächen und dem Ort für ein Mahnmal, wird das ehemalige Gärtnereigebäude neben dem Türkischen Gemeindehaus einem gemeinnützigen Zweck zugeführt. Hier gibt es einen Lehrgarten, der auch von der angrenzenden Schule mitbenutzt werden kann, eine Boule-Bahn und einen Biergarten mit Public Viewing.

 

Das neue Quartier fügt sich wie selbstverständlich in das bestehende Umfeld ein und stärkt die Verknüpfungen und  Wegebeziehungen innerhalb der Stadt Helmbrechts. Die Wohnsiedlung wirkt durch ihre besonderen aussen- und innenräumlichen, die Gemeinschaft stärkenden Qualitäten identitätsstiftend für die Bewohner.

Schwarzplan
Bauabschnitte
Lageplan
Perspektive © STUDIO DIETZIG