Ehemalige Bayernkaserne, München

LEITIDEE

Die ehemalige Bayernkaserne besticht durch ihren stark durchgrünten Charakter mit wertvollem Baumbestand, allerdings liegt sie in schwierigem Umfeld, da sie von drei Seiten mit Immissionen belastet ist. Im Norden durch die Heidemannstraße, im Osten und Süden durch Gewerbelärm. Nach Norden wird eine geschlossene Bebauung als Lärmschutz entwickelt, nach Westen zu den Großstrukturen wird das Schulzentrum angeordnet, wobei die Ausrichtung aufgrund der Lärmimmissionen klar nach Westen Richtung Quartier stattfindet. Damit steht eine Klammer aus größeren Strukturen im Norden und Osten einer aufgelösten Struktur nach Westen und Süden gegenüber. Durch die meist straßenbegleitenden erhaltenswerten Grünstrukturen ist ein gewisses Grundraster gegeben. Dieses wird aufgegriffen und konsequent durch eine Gliederung in 4 Quartiere weiterentwickelt, die sich jeweils zum großen im Süden gelegenen Park hin orientieren. Durch den Bestand gegebene Freiraumqualitäten werden dabei aufgreifen, thematisiert und weiterentwickelt. Innerhalb der Quartiere wird die Möglichkeit geboten, vielfältige Wohnformen zu realisieren. Die Erschließung wird durch einen einfachen Ring mit zwei Hauptanschlüssen nach Norden und einem Nebenarm nach Westen effizient gesichert. Zentral von Ost nach West verläuft intern eine durch Plätze gegliederte Fußwegeverbindung. Zu Fuß gut erreichbar - und gleichzeitig auch für den MIV gut anfahrbar - ist ein Großteil der Kitas entlang dieser Verbindung angeordnet. Der große Park dient nicht nur als quartiersinterne Erholungsfläche, durch seine Lage erfüllt er diese Funktion auch für die angrenzenden Bereiche - neben Wohngebieten, Arbeitsplatzstandorte und Einkaufszentren. Die Sportflächen gliedern sich im Südosten in den Freiraum ein. Bei Freiwerdung des Areals östlich der Kaserne kann einfach an den bestehenden Nord-Süd-Grünzug angeschlossen werden. Er erfüllt damit eine wichtige Vernetzende Funktion im Norden Münchens.

 

STÄDTEBAULICHE DICHTE

Das Bebauungskonzept weist rund 3.450 Wohneinheiten nach, ohne dabei den grünen Charakter zu verlieren. Im Bereich des Quartiers „Am Boulevard“ um die Straßenbahntrasse findet die höchste Verdichtung durch städtische Blockstrukturen statt, weiterhin ist das Schulzentrum im Osten hervorragend über die Tram angebunden. Nach Westen lockert sich die Bebauung zusehends auf, zunächst über das „Quartier an den Wiesen“ welches nach außen klar gefasst im Inneren hohe Qualitäten?um einen zentralen Grünen Raum ausbildet. Ganz im Westen schließt das „Quartier an den Höfen an“, in dem sich aufgelöste Punktbebauung jeweils um Höfe gruppiert, die sich wiederum entlang der erhaltenswerten Baumallee aufreihen. Hier findet ein unaufgeregter Anschluss an die bestehende Wohnbebauung statt. Entlang der Heidemannstraße siedeln sich gemischte Nutzungen an - unter anderem auch das geforderte Einkaufszentrum am Quartierseingang. Nach Süden zum Park schließt wiederum vor einer erhaltenswerten Allee, die als Filter zum Park dient, etwas kräftigere Punktbebauung ab, um auch aus zweiter Reihe Bezüge zum Grün zu ermöglichen. Somit haben alle Quartier eigene, lokale Freiraumqualitäten und profitieren gleichermaßen von der großen Parkanlage. Eine Erhöhung der Dichte ohne Aufgabe des Konzepts kann unproblematisch erfolgen, da der einwohnerbezogene Grünflächennachweis bei rund 15m2 liegt.

 

ENERGIE UND NACHALTIGKEIT

Die Energieversorgung des Areals sieht eine Verknüpfung von Energieversorgung, Wassermanagement und Ressourceneffizienz vor, indem es alle drei Komponenten zu einem integrierten Konzept zusammen führt. Dabei passt sich die Versorgungsstruktur den spezifischen städtebaulichen Situationen vor Ort an. Aufgrund der variierenden vorgeschlagenen Typologien, Dichten und freiräumlichen Charakteristika werden drei differenzierte Versorgungsstrukturen vorgeschlagen:

 

"ZENTRAL"

Der verdichtete östliche Bereich des Quartiers besteht aus großen kompakten Baukörpern, welche an das zentrale Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen werden. Über integrierte Photovoltaik auf den Dachflächen wird eine Grundlast des Strombedarfs gedeckt. Als Alternative zu einem Fernwärmeanschluss ist eine Strom-, Wärme- und Kältebereitstellung in diesem Bereich auch über eine quartiersinterne KWK-Anlage mit Niedertemperatur-Nahwärmenetz (NT-Netz) denkbar.

 

„GESCHLOSSENE KREISLÄUFE“

Im westlichen Bereich des Quartiers wird die Errichtung einer Modellsiedlung vorgeschlagen, welche neben einer hocheffizienten Energieversorgung auch ein nachhaltiges Wassermanagement (z.B. DEUS21) vorsieht. Eine dezentrale Wasseraufbereitung bei gleichzeitiger Biomasseverwertung (aus Abwasser, Biomüll und Garten- und Landschafts- pflege) könnte sich als „bauliche Skulptur“ im langgezogenen Freiraum ausdrücken.

Dem Freiraum wird in der vorgeschlagenen Konzeption eine besondere Bedeutung beigemessen, indem es neben notwenigen Nutzungsqualitäten auch deren spezifische energetische und stoffliche Kapazitäten einbezieht. Diese Kombination aus energetisch-freiräumlicher Kapazität und baulicher Versorgungsstruktur führt zu einem neuen modellhaften Charakter des entstehenden Stadtquartiers.

Schwarzplan
Piktogramme
Lageplan
Vogelperspektive