Augustaplatz, Baden-Baden

STÄDTEBAULICHE GRUNDIDEE - RAUMGLIEDERUNG UND TYPOLOGIEN

Das Wettbewerbsareal befindet sich in einer zentralen und exponierten Lage südlich des historischen Stadtkerns Baden-Baden. Der städtische Raum ist geprägt durch den Grünzug Lichtentaler Allee und die denkmalgeschützten, anrainenden  Bauten. Im Status quo pro präsentiert sich der Augustaplatz als eine unübersichtliche und nicht einheitlich zu erfassende Fläche. Übergänge sowie Orientierung fallen schwer.
Mit der Umgestaltung des Wettbewerbsperimeters bietet sich die große Chance den Raum neu zu ordnen und klare Raumfolgen und Freiraumtypologien herauszuarbeiten. Der konzeptionelle Ansatz der Arbeit leitet diese Raumsequenz  aus der historisch gewachsenen Stadtstruktur ab und formuliert ein, dem Ort verbundenes und vor allem klar ablesbares Grundgerüst für die Freiraumgestaltung.
Auftakt bildet im Norden ein städtebauliches Gelenk welches als Reminiszenz an den ursprünglichen Augustaplatz in Lage und Form erinnern soll. Der kleine Platz dient als vermittelndes Element  im Übergangsbereich von Stadt zu Lichtentaler Allee. Der um 1880 gebräuchliche Begriff des „Goldenen Kreuzes“ als Auftakt und „Eintauchen“ in die historische Parkanlage wird adaptiert und dient zukünftig als Name des Platzes. Um den Grünraum im Bereich Lichtentaler Straße noch stärker wahrnehmbar zu machen, wird der Park Richtung Osten behutsam erweitert und bettet das Palais Gagarin unaufgeregt ein. Eine klare Parkkante erleichtert die Orientierung und unterstützt die Raumbildung der benachbarten Plätze. Herzstück und zugleich der neue Augustaplatz wird der Bereich zwischen neu generierter Parkkante im Norden und Kongresshaus im Süden. Hier spannt sich eine wohlproportionierte und großzügige Platzfläche auf, welche es schafft, die anrainenden Gebäude angemessen zu integrieren.  Den Abschluss der Raumsequenz bildet im Süden die Kirche. Die gestaltete Grüninsel soll leicht modifiziert, jedoch als eigenständiger Bereich erhalten bleiben, zumal der historische Kontext und die städtebauliche Entwicklung  für die Kirche immer einen eigenen Raum vorgesehen hat. Die Lichtentaler Straße übernimmt als ausgebauter Boulevard eine wichtige verbindende Funktion innerhalb der freiraumtyplogischen Gliederung. Als zentrales Element verwebt und verknüpft die übergeordnete Verbindung alles miteinander und bildet so das starke Rückgrat des Entwurfes.

 

DAS GOLDENE KREUZ

Der Bereich wird als eigener Platz und Verbindungselement zwischen Altstadt und Lichtentaler Allee interpretiert. Um die Funktion eines Gelenkes übernehmen zu können, muss die Parkseite als räumliche Kante klar ablesbar sein. Der Besucher erhält durch die offene Gestaltung einen neuen Orientierungspunkt im Raum. Malerischer Baumgruppen geben einen ersten Vorgeschmack auf den prachtvollen Grünzug der Lichtentaler Allee. Die Namensgebung Goldenes Kreuz soll mit der Gestaltung eines goldenen Springbrunnens manifestiert werden. Der Belag wird nachhaltig aus dem rückgebauten Porphyrpflaster in Segmentbögen gestaltet und orientiert sich somit am Bestand. Die Fahrbahn wird durch ein helles Granitband im Belag abgesetzt.

 

PALAIS GAGARIN UND ERWEITERUNG DER LICHTENTALER ALLEE

Wichtiger Ansatz für den Entwurf ist die Ausformulierung einer klaren und ablesbaren Parkkante. Der Grünraum schiebt sich im Bereich des Palais Gagarin bis an die Lichtentaler Straße heran und macht diesen für den Besucher erlebbar. Mit einer attraktiven, grünen Kulisse in Zusammenspiel mit zwei Seerosenbecken wird das Thema der historischen Privatgärten neu interpretiert. Der kleine Brunnen nördlich des Palais wird versetzt und bildet zukünftig den Mittelpunkt des Vorplatzes am Standesamt.

 

AUGUSTAPLATZ

Der neue Augustaplatz definiert sich vor allem durch seine klare Gestaltung und die im städtebaulichen Kontext notwendige Großzügigkeit. Das für Baden-Baden wichtige Thema Wasser wird in Form eines großen zentralen Wasserbeckens aufgenommen. Auch das so einprägsam gewordene Postkartenmotiv der Fontäne soll in Zukunft erhalten bleiben. Die Gebäude Medienhaus und Kongresszentrum sollen als wichtige räumliche Fassung mit ihren prachtvollen Fassaden am Platz stehen. Das Medienhaus wurde im Vorbereich von seiner Kleinteiligkeit befreit und präsentiert sich mit einer großzügigen Treppenanlage zum Platz. Auch im Bereich des Augustaplatzes definiert sich die Grünanalage Lichtentaler Allee durch eine klare Parkkante. Diese wird im Randbereich zu einem langen geschwungenen Sitzelement ausformuliert. Die eindrucksvollen Bestandsbäume werden integriert und sorgen so im Zusammenspiel für eine sehr hohe Aufenthaltsqualität. Einzelne Baumpflanzungen auf der Platzfläche setzten an wichtigen stellen Akzente und sorgen für eine wichtige Maßstäblichkeit in Bezug auf die Gebäudekörper. Alle notwendigen Funktionen werden zentral in einem Pavillon unterbracht. Die geforderten öffentlichen Toiletten werden im Bereich des TG Zuganges im UG geschickt integriert.
Die formale Gestaltung des Platzes beschränkt sich auf wenige Elemente und leitet sich aus dem Kontext des Ortes ab. Die runden Formen übernehmen auch eine wichtige leitende Funktion. Es entsteht im Gesamtbild ein sehr ruhiger und klarer Entwurf, der im Detail sein Potential ausspielt. Auch die Auswahl des Belages beschränkt sich auf ein Granitsteinpflaster mit gesägter Oberfläche, in changierenden Graunuancen. Das Pflaster wird aufgrund der geometrischen Konfiguration, ungerichtet im Wilden Verband verlegt. Die edle Optik des Pflasters setzt sich im Bereich des Boulevards fort und verknüpft die Bereiche sinnvoll miteinander.

 

BOULEVARD LICHTENTALER STRAßE

Die Lichtentaler Straße wird durch eine zweite Baumreihe aus Platanen ergänzt. Es entsteht ein Charakter der dem Typus des Boulevards gerecht wird. Zusätzlich wird durch die Baumreihe eine wildes beparken der Boulevard- und Platzflächen verhindert. Die geforderten Bushaltestellen, Taxistände und Parkmöglichkeiten für Motorräder sind in den Straßenraum integriert.

 

KIRCHPLATZ

Die im Bestand eigenständige Gestaltung der Kirchinsel wird in den Grundzügen beibehalten. Die säumenden Heckenbereiche werden erweitert. Die unbefriedigende Blickbeziehung zur Tiefgargenabfahrt wird somit auf einfache Art und Weise kaschiert. Der vorhandene Brunnen wird leicht versetzt. Die Beziehung zwischen Augustaplatz und Kirchplatz wird durch die räumliche Ausformulierung und die neue Großzügigkeit gestärkt.

 

BELEUCHTUNG

Das Beleuchtungskonzept baut einen Spannungsbogen Richtung Augustaplatz auf. Es werden unterschiedliche Beleuchtungselemente verwendet. Der Boulevard wird im Duktus der Innenstadtbeleuchtung mit Gaslaternen fortgesetzt. Im Belag Richtung Platz werden einzelne Pflastersteine durch dezent leuchtende Elemente ersetzt. Diese erzeugen nicht nur ein stimmungsvolles Ambiente, sondern erhöhen auch die Trittsicherheit bei Dämmerung oder in der Nacht. Die geschwungene Parkkante und die Aufkantung des Brunnens werden durch eine indirekte Beleuchtung inszeniert. Weitere Effektbeleuchtungen sind für den Brunnen, die Fontäne und die Fassaden der Gebäude vorgesehen.

Lageplan
Lageplan Ausschnitt
Beleuchtungsplan, Perspektiven © Schaltraum Architekten
Perspektiven © Schaltraum Architekten