Ehemaliges Dornier-Gelände Süd, München-Neuaubing

QUADRATISCH. PRAKTISCH. GRÜN: So wird das neue kompakte Wohnquartier, umgeben von attraktivem öffentlichen Freiflächen, als städtebauliches Markzeichen im Südteil des Dornier-Geländes.

 

STÄDTEBAULICHE ENTWICKLUNG
Die besonderen städtebaulichen Strukturen der umgebenden Bebauung werden aufgenommen und weiterentwickelt: Ein effizienter und nachhaltiger Block ist der konzeptionelle Ausgangspunkt für das neue Wohnquartier. Darauf aufbauend wird eine städtebauliche Wohntypologie entwickelt, die aus der vor Ort vorgefundenen Maßstäblichkeit der gewerblichen Bebauung entsteht. Die Umgebung des Planungsgebiets stellt sich sehr unterschiedlich dar, und genauso entwickelt sich der Baustein weiter, nämlich als Antwort zu dieser Vielfalt: Der Block per se spiegelt die großmaßstäblichen Hallen im Norden und Osten des Gebiets wieder (1-2).  Der Baustein wird durch die Haupterschließungsachsen gegliedert (3-4) und Nachbarschaften werden somit definiert. Die zweigeschossige Einfamilienhausbebauung der im Westen und Süden angrenzenden Wohngebiete dienen als maßstäblicher Ausgangspunkt für die Strukturierung der Wohnhäuser, die sich innerhalb des Quartiers, durch Grünflächen aufgelockert, immer weiter in Richtung Nord-Osten zu Mehrfamilienhäusern, Terrassenhäusern und Geschosswohnungsbauten verdichten. (5).

 

QUADRATISCH. PRAKTISCH. GRÜN basiert auf folgenden strategischen Prinzipien:

- Definition einer klaren städtebaulichen Grundstruktur als Antwort auf die Maßstäblichkeit des sich im Norden befindenden Gewerbegebietes.                                                   

- Klare Trennung des privaten und öffentlichen Grüns zu Gunsten eines nachhaltigen, zusammenhängenden Naturraumes und einer urbanen und durchmischten Nachbarschaft.

- Durchmischung unterschiedlichster Wohnformen innerhalb des urbanen Gefüges entsprechend der Positionierung und Orientierung im Quartier

- Initiierung einer lebendigen Nachbarschaft durch differenzierte Wohnformen

- Abstufung der Gebäudehöhen und Dichten von Nord-Osten nach Süd-Westen

- Abschottung gegenüber Gewerbe- und Verkehrslärm durch klare Gebäudekanten im Osten und Norden.                                                                                                            

 

ERSCLIESSUNG
Das Erschließungskonzept basiert auf der aufeinander abgestimmten Nutzung der vorhandenen Erschließungsstraßen: Trimburgstraße, Voglerstraße und Am Gleisdreieck. Dabei wurde darauf geachtet, dass für den motorisierten Individualverkehr Kurzschlusssituationen zwischen den Erschließungsstraßen im Westen mit „Am Gleisdreieck“ ausgeschlossen sind. Die Zufahrt Am Gleisdreieck deckt das Verkehrsaufkommen der Gewerbeflächen des östlich gelegenen Geförderten Mietwohnungsbaus und der Kindertageseinrichtung ab. Die Zufahrten Trimburgstraße und Voglerstraße erschließen den westlichen Teil des Wohngebietes. Für diese beiden Straßen ergibt sich daraus kein Mehrverkehr gegenüber der aktuellen Situation.

Die Erschließung erfolgt jeweils über eine leicht gebogene Straßenführung, die erst am Ende den direkten Blick in den Straßenraum der Nachbarschaft freigibt. Entgegen den Zufahrten von Westen, die jeweils durch Naturraum in das Quartier erfolgen, entsteht an der Nord-Ost-Ecke ein kleiner urbaner Platz, an dem sich das Quartier mit einem hohen Eckgebäude zeigt.

 

RUHENDER VERKERH
Neben den Besucherparkplätzen, die locker im Straßenraum des Gebietes verstreut sind, und den Parkplätzen des Geförderten Mietwohnungsbaus, die sich im nördlichen Parkhaus befinden, wurde sämtlicher ruhender Verkehr in Tiefgaragen untergebracht, die den jeweiligen Parzellen und Gebäuden direkt zugeordnet sind. Das geplante Parkhaus im Norden, welches zum Schallschutz dienen soll, erstreckt sich über drei Flurnummern von Westen nach Osten. Die gemeinsame Zufahrt befindet sich im Norden. Die in der Ausschreibung geforderte Stellplatzanzahl ergibt bei einer effizienten Parkhausstruktur ein Volumen, welches kleiner als der vom Schallschutzgutachten geforderte Baukörper sein würde. Somit ergibt sich im Osten die Möglichkeit das Parkhaus um eine direkt angrenzende Gewerbefläche zu erweitern.

 

KINDERTAGESEINRICHITGUNG
Das städtebauliche Konzept mit seiner kompakten städtebaulichen Struktur und seinem schonenden Umgang mit dem Naturraum ermöglicht eine Situierung des Kindergartens an der Grenze des Grünraumes im Süden zum offenen Landschaftsraum im Osten. Die Kindertageseinrichtung ist somit frei von Emissionen des Gewerbes und des Verkehrs. Zudem können so keine nachbarschaftlichen Konflikte mit einer umgebenden Wohnbebauung entstehen.

                                                                                                                               

FUßGÄNGER UND RADFAHRER
Im Sinne einer nachhaltigen Verkehrsplanung wird der Fußgänger- und Radverkehr des neuen Stadtbausteins mit den vorhandenen Fuß- und Radwegen vernetzt. Durch den neu entstandenen Grünraum mit seinen neuen Wegen ergibt sich zudem eine optimale West-Ost-Verbindung mit der S-Bahn-Station Neubaubing. Zudem ist eine Durchwegung des Wohngebietes für Fußgänger und Radfahrer, entgegen den MIV in allen Richtungen möglich.

 

LÄRMSCHUTZ
Zum Schutz der Wohnbebauung vor den von Norden und Osten einwirkenden Schallimmissionen wirkt das neu geplante Parkhaus im Norden als aktive Schallschutzmaßnahme. Den Immissionen von Nord-Osten wird durch die  Anordnung eines hohen Gebäudes Rechnung getragen, dessen Grundrissstruktur mit der Orientierung von Aufenthaltsräumen zur schallabgewandten Seite differenzierte Wohnformen zulässt.


RETTUNGSWEGE
Die Flächen für Feuerwehr und Krankenwagen befinden sich weitestgehend im öffentlichen Straßenraum. Die Mittelhäuser einer Parzelle verfügen zudem über einen separaten Nord-Süd verlaufenden Rettungsweg.

 

ABSTANDSFLÄCHEN
Die Anordnung und Orientierung der Baukörper mit seiner weitest gehenden West-Ost-Orientierung ermöglicht eine gute Belichtung und Organisation der Wohnungsgrundrisse. Je nach Position im Gefiert verfügen die Baukörper über Abstandsflächen von1H bis mindestens 0,5H. Eine Belichtung von unter 45° ist dabei nie unterschritten.

 

NACHALTIGKEITSASPEKTE
Die Struktur und Gestalt des Städtebaus und des Freiraumes entwickeln sich aus den Besonderheiten des Ortes. Das neue Quartier erhält dadurch Identität und ein einzigartiges Image. Die Organisation der Erschließung des Freiraumes und der Gebäude ermöglicht eine Nutzung der Räume für alle. Die kompakte städtebauliche Struktur erlaubt eine flächensparende Erschließung und nachhaltige Inanspruchnahme des Landschaftsraumes. Die Deckung des Energiebedarfs erfolgt über einen im Aushub des Bauvorhabens verbauten Solareisspeichers. Die Orientierung der Baukörper erlaubt eine gute Nutzung solarer Wärmegewinne.

 

FREIRAUM
Der Freiraum bietet im Status quo ein facettenreiches Grundgerüst welches im Rahmen der städtebaulichen Konzeption weiterentwickelt wird. Die besonderen landschaftlichen Bausteine des Areals werden aufgegriffen und qualitätvoll und nachhaltig weiterentwickelt.

Als Rückgrat und verbindendendes Element wird eine starke Grünverbindung herausgearbeitet. Im Nordwesten schließt der Grünzug im Bereich der Trimburgstraße an. Der bestehende, in Richtung Süden verlaufende Erdwall mit seinen markanten Gehölzstrukturen wird von einem malerischen Erlebnisweg begleitet. Immer wieder schneidet sich dieser in die vorhandene Topographie ein und generiert spannende Raumsituationen. Der Weg öffnet sich im Verlauf großzügig in die Landschaft. Der Übergang in die ökologische Fläche im Osten ist nahtlos. Es entsteht ein inszenierter Spannungsbogen durch landschaftliche Raumsequenzen.

Im Süden Richtung Voglerstraße werden in einem Teilabschnitt die überschüssigen Erdmassen der Baumaßnahmen zu einer artifiziellen Hügellandschaft ausformuliert. Der als extensive Grünfläche konzipierte Bereich bildet einen spannungsvollen Abschluss zur anrainenden Einfamilienhaussiedlung Richtung Gräfelfing. Spielflächen werden in die landschaftsarchitektonische Gestaltung integriert und reichern den Erlebnisweg positiv an. Im Verlauf Richtung Osten bildet die große Spiel- und Liegewiese das Herzstück des öffentlichen Grüns. Die von Bebauung frei zu haltenden Flächen im Osten werden als ökologische Magerrasenflächen etabliert und sollen einen positiven Beitrag zur Biotopvernetzung im Gebiet leisten.

Das Quartier versteht sich selbst als grüner Stadtbaustein, der durch ein ausreichendes Angebot an Gärten und vielen kleinen, nachbarschaftlichen Plätzen ein qualitätvolles Wohnen ermöglicht. Die Erschließung ist als hierarchisch, abgestuftes System und die Flächen als gleichberechtigte Begegnungsräume konzipiert.

Schwarzplan
Lageplan
Perspektive, Schnittansichten © Teamwerk-Architekten
Perspektive © Teamwerk-Architekten