Nördlich des Werksanals der Stadt Kolbermoor

KONTEXT

Die städtebauliche Situation des Wettbewerbsgebiets „Nördlich des Gewerbekanals“ ist geprägt durch die heterogene Struktur des Umfeldes und die „Insellage“ zwischen Bahnlinie und Gewerbekanal. Während im Norden kleinmaßstäbliche Wohnbebauung vorherrscht, grenzen im Westen großmaßstäbliche Gewerbeflächen an das Planungsgebiet. Sowohl im Westen als auch im Süden geht das Planungsgebiet in freie Landschaft über. Sowohl städtische Strukturen, als auch ländliche Bezüge sind erkennbar.

Der Wettbewerbsbeitrag nutzt die vorhandenen Potenziale, wie zentrumsnahe Lage, gute Orientierung ebenso wie den vorhandenen Grünbestand, um das Gebiet in ein hochwertiges Wohngebiet mit großzügigen Grünräumen und enormem Erholungswert sowie Aufenthaltsqualität zu transformieren.

 

STÄDTEBAU

Die Wohnbebauung im Planungsgebiet erfolgt in zwei Typen: dreigeschossige Reihenhäuser und vier- bis sechsgeschossige Geschosswohnungsbauten. Während die Reihenhäuser im Norden platziert sind, liegen die Geschosswohnungsbauten im Süden des Gebiets.

Parallel zur östlichen Grundstücksgrenze wird der eindreigeschossiger Riegel für den geplanten Elektroniktechnologiebetrieb angeordne. Quer dazu wird ein zweigeschossiger Riegel als Kita / Kiga vorgeschlagen. Das bestehende Verwaltungsgebäude / die Villa bleibt erhalten und wird in das Konzept integriert. Als neues Quartierzentrum können hier Nutzungen wie z.B. Verwaltung und Café aufgenommen werden.

Die polygonalen Geschosswohnungsbauten sind vier- bis sechsgeschossig mit Flachdach. Sie sind in drei Dreiergruppen und einer Vierergruppe angeordnet. Je Baukörper gibt es einen Eingänge, die Erschließung erfolgt als 4-Spänner. Durch ihre Form erfolgt die Orientierung allseitig. Verschiedenste Wohnungsgrößen können umgesetzt werden. Alle Wohnungen sind barrierefrei.

Die Reihenhäuser sind als dreigeschossige Kuben mit Flachdach konzipiert. Sie orientieren sich in Ost-Westrichtung und werden von einem Wohnweg als Stichstraße erschlossen. Während es zum Wohnweg eine kleine Vorgartenzone gibt, liegt der Garten im rückwärtigen Bereich. Im Erdgeschoss sind Küche und Wohnbereich, in den Obergeschossen die Individualräume angeordnet. Gut nutzbare Dachterrassen sind möglich. Eine Unterkellerung ist nicht vorgesehen. Die Ketten von jeweils zwei mal vier Häusern schaffen kleine Nachbarschaften.

Mit der Abhandlung der unterschiedlichen Haus- und Wohnungstypen erreicht man eine komplexe, vielschichtige Wohnstruktur, die attraktiv für Alte, Junge, Familien und Alleinstehende ist. Insgesamt entstehen 32 Einfamilien-Wohneinheiten mit einer BGF von ca. 8.800 m2 und ca. 250 Wohnungen im Geschosswohnungsbau mit einer GF von ca. 23.050 m2.

 

FREIRAUM

Die Durchgrünung des gesamten Areals mit heimischen Gehölzen soll ein "Wohnen im Grünen" etablieren. Die Freiflächen der Geschosswohnungsbauten sind zum Großteil als öffentliche bzw. halböffentliche Bereiche konzipiert. Grünflächen und präzise gesetzte Fuss- und Radwege bestimmen den Charakter. Die gemeinschaftlichen Flächen sind für alle Bewohner nutzbar.

Die privaten Gärten der Reihenhäuser werden ebenfalls als Grünfläche ausformuliert. Die niveaugleich ausgebauten Wohnwege dienen nicht nur der Fahrerschließung sondern auch als Aufenthalts- bzw. Spielbereich.

Wichtiges Element des Freiraumkonzepts ist der Bezug zum Werkskanal im Süden des Planungsgebiets. Neben der Fortführung und dem Ausbau Fuß- und Radwegs wird ein breiter Grünzug als Verbindung zum Wohnquartier nördlich der Bahnlinie vorgeschlagen.

Dieser dient zum einen als Puffer zwischen Wohnen und Gewerbe, zum anderen führt er den Radweg entlang der Bahnhofstraße fort und hat durchaus Aufenthaltsqualität.

Als wichtige Punkte im städtebaulichen Gefüge werden verschiede Treffpunkte, Ruhezonen und Spielplätze eingefügt. Diese laden zur Kommunikation und zum Verweilen ein. Besonders die am Werkskanal gelegenen, sollen nicht nur den neuen Bewohner dienen, sondern allen Bürgern Kolbermoors von Nutzen sein.

Insgesamt entstehen durch die Ausformulierung der Freiflächen und die städtebauliche Struktur des Hochbaus im Zusammenspiel immer wieder spannende, aber vor allem auch unterschiedliche Raumsituationen. Die Durchlässigkeit zum angrenzenden Landschaftsraum ist großes Thema.

 

ERSCHLIESSSUNG / PARKEN

Fahrerschließung des Planungsgebiets erfolgt über eine neue Anwohnerstraße. Diese knüpft östlich und westlich an die bestehenden Straßen an. Die vorhandene Straße wird zurückgebaut.

Die neue Anwohnerstraße erschließt die Kettenhäuser im Inneren des Wohngebiets. Schmale, gepflasterte und begrünte Wohnwege führen als Stichstraßen zu den einzelnen Kettenhäusern. Hier sind je zwei Stellplätze vorgesehen, einer integriert im Gebäudevolumen, einer auf dem eigenen Grundstück vor dem Haus.

Entlang der Anwohnerstraße gibt es 46 öffentliche Stellplätze, die über das Quartier verteilt liegen. Zusätzlich sind dem Quartierszentrum 10 Stellplätze zugeordnet. Die benötigten Stellplätze des Elektroniktechnologiebetriebs liegen dessen direkter Nähe.

Entlang der Anwohnerstraße gibt es 46 öffentliche Stellplätze, die über das Quartier verteilt liegen. Zusätzlich sind dem Quartierszentrum 10 Stellplätze zugeordnet. Die benötigten Stellplätze des Elektroniktechnologiebetriebs liegen dessen direkter Nähe.

Die Tiefgaragen der Geschosswohnungsbauten werden zusammengefasst und über vier Zufahrten an der neuen Straße angebunden. Somit wird die Anzahl der Ein- und Ausfahrten deutlich verringert.?Neben der Fahrerschließung kommt der Fuß- und Radwegeerschließung eine besondere Bedeutung zu. Der vom Zentrum kommende Fuß- und Radweg entlang des Kanals wird erhalten, fortgeführt und durch ein durchdachtes Wegenetz ergänzt. Von besonderer Bedeutung ist der querrende Grünzug mit Fuß- und Radweg. Im Zusammenspiel mit der Anordnung von Freiflächen und -räumen entsteht eine spannungsreiche Komposition von Wege- und Blickbeziehungen. Dieses Fuß- und Radwegenetz ermöglicht die gewünschte Durchlässigkeit und Verknüpfung mit den umgebenden Ortsteilen und dem Landschaftsraum.

 

LÄRMSCHUTZ

Als Lärmquellen sind die nördlich verlaufende Bahnlinie Holzkirchen - Rosenheim und das östlich liegende Gewerbegebiet zu sehen. Als Emissionspuffer werden zur Bahn modellierte Lärmschutzwälle vorgeschlagen. Im Osten übernimmt der Riegel des Elektroniktechnologiebetrieb Lärmschutzfunktion.

 

BAUABSCHNITTE

Die Realisierung kann in mehreren Bauabschnitten umgesetzt werden. Die Bebauung des nördlichen Bereichs kann hierbei unabhängig vom den südlichen Teilbereich erfolgen. Das östliche Mischgebiet als erster Abschnitt funktioniert autark.

Energetische Aspekte?Die kompakten Baukörper mit einem sehr guten A/V-Verhältnis sind energetisch günstig. Durch?energieoptimiertes Bauen mit hochwertig gedämmten Materialien und Wärmeschutz-Verglasung kann ein geringer jährlicher Primärenergiebedarf erreicht werden. Eine zentrale Energieversorgung des gesamten Gebiets ist denkbar. Individuell kann diese durch Solarkollektoren und Photovoltaikanlagen unterstützt werden. Die ökologische Bilanz wird zudem durch geringe Verkehrswegelängen und die Beschränkung der Bodenversiegelung gestärkt.

Das neue Quartier „Nördlich des Gewerbekanals“ fügt sich wie selbstverständlich in das bestehende Umfeld ein und stärkt die Verknüpfungen und Wegebeziehungen innerhalb Kolbermoors. Das Wohngebiet wirkt durch seine besonderen aussen- und innenräumlichen, die Gemeinschaft stärkenden Qualitäten identitätsstiftend für die Bewohner. Der Landschaftsraum als höchstes Gut bleibt für alle Bewohner Kolbermoors erleb- und nutzbar. 

Schwarzplan
Lageplan