Neugestaltung der Freiflächen im Ortskern, Heimenkirch

STÄDTEBAULICHE LEITIDEE UND RÄUMLICHE QUALITÄTEN

Der zentral gelegene Platz bildet mit Rathaus und Gasthof Zum Hirsch die neue Ortsmitte des Marktes Heimenkirch. Um den Grüngürtel in zweiter Reihe hinter dem Rathaus zu stärken, wird dieser im Sinne der Innenentwicklung des Ortskernes von Bebauung freigehalten. Anstelle dessen wird der Auftakt im westlichen Bereich der Lindauer Straße städtebaulich gefasst und somit ein gegenüber zur Schule gebildet. Ein Kiosk und Jugendtreff als Pavillon vermittelt zwischen den öffentlichen Bereichen und den neuen Gebäuden entlang der Bahnhofstrasse und schafft neuen Raum für die Heimenkircher Jugend. Der südliche Eingang wird zusammen mit dem Paul-Bäck-Haus als kultureller Treffpunkt gebildet. Daran anschließend formt das neue Seniorenwohnhaus den Übergang zum Kirchplatz und fasst zusammen mit einem Café räumlich den Pfarrhof. Diese Rolle kann auch vom bestehenden Gasthof Sonne übernommen werden, sollte die bauliche Substanz gehalten werden können. Die Bereiche zwischen den öffentlichen Plätzen sind je nach ihrer funktionalen und städtebaulichen Bedeutung, wie auf Inseln liegend, zurückgenommen.

Die historisch entstandene, lineare Struktur entlang der Lindauer Straße sehen wir als Chance für eine neue Abfolge vielfältigster Treffpunkte von jung bis alt, von Bürgerfest bis Pfarrfest. Die polygonalen Gebäudezuschnitte unterstützen die räumlichen Situationen mit klaren Raumkanten und öffnen sich zu den öffentlichen Freibereichen, diese werden zusätzlich von den ebenso geformten Inseln gestärkt. Der Park reicht an ausgewählten Stellen bis an die Lindauer Straße und schafft den räumlichen Übergang zur zweiten Reihe.

 

LEITIDEE DER FREIRAUMGESTALTUNG LANDAUER STRAßE UND PARK

Dem Markt Heimenkirch eröffnet sich die Chance, die bisher vom Straßenraum dominierte Ortsmitte zu einem qualitativen Begegnungsraum umzugestalten. Zur Identifizierung und Schaffung neuer Aufenthaltsbereiche entlang der Lindauer Straße gilt es die heterogene Baustruktur nach funktionaler und städtebaulicher Bedeutung zu analysieren. Der Freiraum übernimmt dabei die Aufgabe, weniger bedeutsame bzw. öffentlich weniger relevante Gebäude in Form von begrünten „Inseln“ in zweite Reihe zu stellen. Die dadurch entstehenden neuen Raumkanten sind Hauptgegenstand der Gestaltung und bespielen mit unterschiedlichen Ausformulierungen die neuen Platzräume, welche sie umrahmen. Diese Inselkanten aus Betonfertigteilen weiten sich in den Aufenthaltsbereichen zu Sitzkanten mit Sitzauflagen aus Holz auf, umfassen zur Hervorhebung wichtiger Gebäude Pflanzbeete mit Stauden und Ziersträuchern oder bilden ebenerdig den Übergang zu den Gebäudezugängen, Stellplätzen und Freischankbereichen. Es entsteht eine einheitliche Formen- und Gestaltsprache, welche die diffizile Bestandstruktur städtebaulich sinnvoll ordnet und in eine angenehme „grüne Textur“ einbettet.

Der nördlich angrenzende Grüngürtel wird als wichtiger Grünzug im Gesamtgefüge von Heimenkirch eingestuft und soll deshalb als attraktiver Park ausgestaltet werden. Die Formensprache der Textur für die Freiräume an der Lindauer Straße setzt sich in der Führung der Parkwege fort. Es entsteht ein weicher fließender Übergang zwischen Park und Ortsmitte. Der bisher dort angesiedelte Pausenhof und der Spielplatz lassen sich in die Parkstruktur flächenerweitert integrieren. Ideen aus dem Bürgerkolloquium wie beispielsweise Grillplätze, Bolz- und Freizeitwiese lassen sich hier optimal umsetzen.

 

FÜNF TREFFPUNKTE 

Insgesamt werden fünf neue Platzräume generiert und entsprechend der anrainenden Bebauung und Nutzung thematisiert. Den Auftakt der neuen Ortsmitte bildet der weite Vorplatz am Kurt-Bäck-Haus. Zusammen mit den Ateliers, dem Wunsch der Bürger nach einem Jazzkeller, der Partnerschaftsskulptur und dem Zierbrunnen aus dem Bestand wird hier ein kultureller Schwerpunkt gesetzt. Holzauflagen an den Inseln ringsum und kleine Holzdecks im mittleren Bereich sorgen für entsprechende Sitzgelegenheiten. Als neuer Kirchtreffpunkt wirken der deutlich größere Kirchvorplatz und der Platz am Pfarrhaus in Synergie und bieten mit einem neuen Trinkbrunnen und dem versetzten Pfarrhofbrunnen gemütliche Aufenthaltsbereiche. Der vorgeschlagene Ersatzneubau für den Gasthof Sonne mit Café, Südterrasse und zusätzlicher Durchgangspassage misst dem Pfarrhausplatz mehr Bedeutsamkeit und Attraktivität zu. Der Zusammenhang der beiden Plätze wird gestärkt und der bisherige Hinterhofcharakter des Pfarrhofs aufgewertet. Das schlagende Herz der neuen Ortsmitte ist der Rathausplatz. Als größter der fünf Platzräume umfasst dieser den Vorbereich der Bäckerei, den neuen ebenerdigen Freischankbereich des Gasthauses Zum Hirsch, das Rathausvorfeld und den Hauptzugang zum Grüngürtel im Norden. Sitzgelegenheiten an den Kanten und ein modernes Wasserspiel schenken dem zentralen Platz die gewünschte Aufenthaltsqualität. Außerdem ist hier der neue Standort für den Maibaum gewählt. Den runden Abschluss der Platzraumsequenz macht der neue Jugendtreffpunkt. Ebenfalls mit einem begehbaren Wasserspiel und Sitzkanten ausgestattet, können sich hier gerade Jugendliche am neuen Kiosk und Jugendpavillion bedienen und sowohl werktags wie in der Freizeit aufhalten. Nördlich untergliedert sich der Platz in einen leicht abgesetzten Aufenthaltsbereich mit Sitzdecks als neuer Treffpunkt vor der Schule. Jeder der fünf Treffpunkte ist zusätzlich durch einen oder mehrere Solitärgehölze mit auffälliger Laubfärbung (Acer pseudoplatanus ‚Atropurpureum‘) gestalterisch markiert. Der durchgehende Belag aus gesägtem Betonsteinpflaster ist günstiger in der Beschaffung, sorgt im Vergleich zu Natursteinbelägen für eine ebenmäßigere, barrierefreie Oberfläche und passt sich durch seine bewegten Kanten gut in den dörflichen Charakter des Orts ein.

 

VERKEHRSKONZEPT 

Die gesamte Lindauer Straße wird im Zuge der vorgeschlagenen Gestaltung als Einbahnstraße mit Ost-West-Verbindung verstanden. Die neu ausgebildeten Raumkanten sowie die Entwässerungsrinnen mittig der Durchgangs- und Platzräume, geben dabei den befahrbaren Bereich für Feuerwehr und sonstigen motorisierten Verkehr an. Die Haltestellen für Linienbus und Schulbus sind vor der Turnhalle zusammengefasst situiert. Um den Grüngürtel als attraktiven Park gestalterisch zu stärken wird vorgeschlagen, den westlichen Verlauf der Rathausstraße einzugrünen und den Nord-Süd-Teil als zweispurige Erschließungsachse mit Einmündung an der Kirche umzubauen.

Piktogramme
Lageplan
Lageplan Ausschnitt
Konzept Randausbildung
Perspektive